Kirchheim, 28.3.2002 WS/JS - Zum 1. April 2002 erhöht die Deutsche Bahn AG den Preis für das "Schöne-Wochenende-Ticket" (SWT) von derzeit 21 € auf 28 €. Diese drastische Preiserhöhung um 33% wurde gegen den Willen der Bundesländer durchgesetzt, denen die DB AG jedes Mitspracherecht an den Tarifen verwehrt, obwohl sie von ihnen über die sogenannten Bestellerentgelte den Hauptteil ihrer Nahverkehrseinnahmen bezieht. Die DB AG behauptet, mit der Preiserhöhung keine höheren Einnahmen erzielen zu wollen, sondern durch eine Verringerung der Attraktivität des SWT der Überbelegung einzelner Zugverbindungen vorzubeugen, was allerdings in Baden-Württemberg bisher nie ein Problem war. Die DB AG übersieht bei dieser Fahrgastvertreibungspolitik, dass die Länder die Regionalzüge nicht fördern, um diese am Wochenende halb leer durch die Gegend fahren zu lassen, sondern unter anderem um den wachsenden Freizeitverkehr wenigstens zum Teil auf der Schiene abzuwickeln und damit die Umwelt zu entlasten.
Durch die drastische Preiserhöhung verliert der Schienenverkehr zukünftig am Wochenende deutlich an Attraktivität. Nach unseren Erfahrungen nutzten bisher auch viele Einzelreisende und Paare dieses beliebte Ticket im Freizeit- und Ausflugsverkehr. Beispielsweise ist das SWT mit 28 € auf einer typischen Ausflugsstrecke wie z.B. der Strecke Stuttgart-Heidelberg, für die bei einem Mittelklassewagen Benzinkosten von ca. 20 € anfallen, künftig nicht mehr konkurrenzfähig. Dies gilt erst recht für kürzere Fahrten in die Naherholungsgebiete. Die Folge wird eine Rückverlagerung von Ausflugsfahrten vom Schienen- auf den Individualverkehr und langfristig Bedienungseinschränkungen bis hin zur Einstellung des Wochenendverkehrs auf manchen Nebenstrecken sein.
Nachdem diese Preiserhöhung nicht verhindert werden konnte, fordert der Landesverband Pro Bahn Baden Württemberg, die Gültigkeit des "Baden-Württemberg-Tickets" (BWT), mit dem von Montag bis Freitag bis zu fünf Personen im Nahverkehr des Landes zum Preis von 21 € fahren können, auf das Wochenende auszudehnen. Dieses sollte aber nach dem Vorbild des ab 1. April 02 an allen Wochentagen angebotenen "Hessen-Tickets" zu einem neuen "Baden-Würt-temberg-Verbundticket" weiterentwickelt werden, welches als gemeinsames Angebot aller Verkehrsverbünde und Tarifgemeinschaften Baden-Württembergs den gesamten Nahverkehr sowie die Regionalbusgesellschaften abdeckt. Dabei sollte der begrüßenswerte Ansatz weiterverfolgt werden, den Gültigkeitsbereich des BWT im Grenzgebiet zu anderen Bundesländern zu erweitern. Nach der zum 1.4. gültigen Einbeziehung von Memmingen, Lindau und Nördlingen wären weitere Ergänzungen bis Würzburg, Miltenberg, Lauterburg/Elsaß, und Straßburg/Elsaß wünschenswert.
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letzte Aktualisierung: 10/2024